Beispiel Teroson Chemische Erzeugnisse 1960er

Die Firma Teroson ist auch heute noch bekannt dafür, Pflegeprodukte für das Auto herzustellen. Auf der Werbeschallplatte „Teroson Chemische Erzeugnisse 1960er“[1] werden neue chemische Produkte beworben, die sich sowohl für den Haushalt als auch für die Autopflege einsetzen lassen. Wie bereits in dem Beispiel der Shell-Werbung angesprochen, zeigen vor allem diejenigen Produkte das Bild von Mann und Frau in der Werbung am deutlichsten, welche die Stereotypen der beiden Geschlechter verwenden. Deswegen fällt diese Platte, die sich an Heimhandwerker richtet, in genau diese Kategorie.

Die Werbeschallplatte hat zwei Seiten, auf denen jeweils ein Gespräch innerhalb derselben Familie geschildert wird. Auf der Seite A treten dazu der Familienvater, die Mutter und ein Sohn auf, auf der Seite B lediglich Vater und Sohn. Deswegen soll für die Analyse der Geschlechterrollen nur auf die A-Seite eingegangen werden. Auf dieser Seite werden drei Beispiele geschildert, wie man die Produkte von Teroson anwenden kann. Die Beispiele werden dabei von einer kurzen Werbemelodie ohne Gesang voneinander getrennt, die sich auch in anderen Teroson-Werbungen in verschiedenen Variationen wieder finden lässt.[2] Ziel dieser Werbung ist es, den Kunden einige Produkte der Firma Teroson vorzustellen und mit den verschiedenen Beispielen wird gezeigt, wie einfach die Mittel in der Anwendung sind. Man kann vermuten, dass die Platte als eine Art Anleitung einem Teroson-Produkt beilag.

Zu Beginn der Platte wird die Teroson-eigene Werbemelodie eingespielt, danach leitet ein unbekannter Sprecher in das Thema Handwerkerei ein. Er merkt an, dass wenn sich ein Kunde chemische Produkte für den Haushalt kauft und selbst als Handwerker aktiv wird, dies Zeit und Geld sparen würde. Zudem könne man Spaß daran haben, denn durch die Produkte von Teroson ließen sich kleine Mängel ohne großen Aufwand beheben. Ein Beispiel dafür wäre „Alles dreht sich wieder leicht“.

Der Sprecher wird von einer spielerischen Tastenmusik abgelöst, die wiederum zu dem Gespräch innerhalb der Familie weiterleitet. Die Musik läuft weiter im Hintergrund und es ist eine quietschende Tür zu hören. Die Mutter der Familie kommt in den Raum und fragt ihren Mann ironisch, ob er seine Musik genieße, was dieser mit einem Ja beantwortet. Sie erwidert daraufhin etwas launisch: „Dann verstehe ich nicht, dass dich das Quietschen der Tür nicht stört.“ Denn die Tür störe sie bereits seit Tagen und deswegen fragt sie ihren Mann, warum er sie nicht ölt.

Bereits an dieser Stelle der Platte zeigt sich, dass die Rollen von Frau und Mann innerhalb der Familie klar verteilt sind. Der Mann ist der Macher und kann nicht davon ausgehen, dass eine Frau handwerkliche Fähigkeiten besitzt. Die Frau hingegen ist passiv und ist in diesem Bereich von ihrem Mann abhängig.

Der Sohn soll daraufhin dem Vater eine Sprühdose Teroson holen. Die Mutter ist davon weniger begeistert, da sie gerade geputzt hatte und das Mittel alles wieder verschmieren würde. Der Sohn hat das Mittel Mo von Teroson bereits geholt und man hört den Vater sprühen. Die Mutter der Familie wird daraufhin noch erzürnter und ruft aus: „Jetzt sprüht der Mann auf den lackierten Rahmen!“. Mit einer belehrenden Stimme beruhigt ihr Mann sie schließlich: „Erstens sprühe ich auf die Türangeln und zweitens passiert dem Lack gar nichts, auch wenn etwas daneben geht.“ Man sieht an dieser Stelle, dass der Mann klassisch für die handwerklichen Tätigkeiten im Haus verantwortlich ist, während die Frau für das Putzen zuständig ist. Sie kennt sich mit Handwerksprodukten nicht aus, weswegen ihr Mann sie belehren muss, wie das Mittel wirkt.

Daraufhin schaltet sich der Sprecher wieder ein und gibt Details zu dem Produkt. Der Vater habe recht, Mo greife den Lack nicht an und wenn etwas daneben ginge, könnte man es einfach wegwischen. In den Türangeln würde es die Verhartzungen lösen und schmieren.

Der Vater ist nun fertig mit dem Einsprühen und fordert seine Frau dazu auf, die Musik auszuschalten, damit sie sich vergewissern kann, dass sich die Tür nun ohne Geräusche dreht. Man hört das Geräusch, wie eine Tür auf und zu geht, woraufhin der Sohn seinem Vater das Kompliment macht: „Prima Vater!“. Der Mann klärt seinen Sohn darüber auf, dass man Mo für alles verwenden kann, das quietscht, knarrt oder nicht glatt läuft. Sein Sohn fragt weiter nach und will wissen, warum er nicht stattdessen Öl verwendet hatte. Es fällt auf, dass der Sohn sich bei handwerklichen Fragen an den Vater wendet, da er ganz natürlich davon ausgeht, dass er sich in diesem Gebiet besser auskennt als seine Mutter. Der Vater erwidert ihm schließlich, dass er mit Öl die Tür herausheben müsste, Mo hingegen würde selbst an die Stellen kriechen, wo es gebraucht wird. Zudem löse es Schmierreste und Rost. Der Vater würde das Mittel deswegen auch für sein Werkzeug und seine Heimwerkermaschinen verwenden und vor allen Dingen am Auto. In der Familie ist der Vater also nicht nur der Heimwerker, sondern auch der Verantwortliche für das Fahrzeug.

Der Sprecher unterbricht nun wieder und bestätigt die Aussagen des Vaters. Das Produkt sei für die Autopflege unverzichtbar und ein universelles Gleit- und Rostlockerungsmittel. Er gibt Beispiele, bei welchen Bereichen im Auto sich das Mittel einsetzen lässt.

Nun kommt die Mutter wieder zu Wort und bittet ihren Mann, bei dieser Gelegenheit auch gleich das Schloss der Haustür mit dem Produkt einzusprühen. Der Vater klärt sie aber darüber auf, dass dies ein Zylinderschloss sei und deswegen trocken geschmiert werden müsse. Seine Frau fragt weiter nach, wie man etwas „trocken“ bearbeiten könne. Er antwortet ihr, dass sich das Produkt Teroson Graphitpuder dafür eigne.

Der Sprecher erklärt an diesem Punkt, dass Terosons Graphitpuder ein trockenes Schmiermittel ist, das in Zylinderschlösser gestäubt werden kann. Der Vater erzählt seinem Sohn daraufhin, dass er dieses Puder auch für die Türen am Auto benutzen würde, besonders im Winter. Das Gespräch zwischen Vater und Sohn über das Auto wird an dieser Stelle von der Mutter unterbrochen, die sich dem Bereich Mode widmet. Sie fragt ihren Mann, welches der beiden Produkte er verwenden würde, wenn die Tür am Kleiderschrank quietscht. Der Vater empfiehlt ihr in diesem Fall eher den Graphitstaub, was der Sprecher bestätigt. Jedoch sollte man die Reste des Staubs immer entfernen, denn sonst könnte die Kleidung beschmutzt werden. Es fällt auf, dass der Mann wiederum der Angelpunkt der Familie ist und an ihn alle wichtigen Fragen gestellt werden.

Das Kapitel „Alles dreht sich wieder leicht“ der Platte ist nun beendet, da zu diesem Zeitpunkt wieder die Teroson-Werbemusik erklingt. Der Sprecher leitet zu dem zweiten Anwendungsbeispiel der Teroson-Erzeugnisse über, der „Beseitigung von Rost“.

In dem zweiten Beispiel fragt der Sohn seinen Vater um Rat, wie er den Rost von seinen Rollschuhen entfernen kann. Der Vater belehrt ihn darauf hin, dass wenn er die Schuhe schon vor dem Winter mit Mo behandelt hätte, dies gar nicht passiert wäre. Schließlich empfiehlt er ihm das Teroson-Produkt Teroxyd. Man hört an dieser Stelle den Vater etwas einstreichen, er zeigt seinem Sohn, wie das Mittel verwendet wird. Die Mutter ist an dieser Stelle nicht mehr präsent, da es sich um einen intimen Moment zwischen Vater und Sohn handelt. Der Sprecher erklärt daraufhin, dass Teroxyd ein chemischer Rostentferner ist der dadurch wirkt, indem der Inhaltsstoff Phosphorsäure den Rost in Eisenphosphat umwandelt.

Der Sohn freut sich schließlich über das Ergebnis und fragt seinen Vater, ob er das Mittel nun abwaschen soll, wie er es bei seinem Vater am Auto beobachtet hat. Der Vater verneint dies, da er ja nicht nachlackieren müsse. Man sieht, dass der Sohn sich seinen Vater zum Vorbild nimmt und ihn bei seinen Verhaltensweisen nachahmt. Der Sprecher fügt hinzu, dass man Teroxyd bei Lackflächen zuerst einige Stunden einwirken lassen muss, danach werden die Überreste abgewaschen und das Auto getrocknet. Das Thema Rost schließt an dieser Stelle ab, die Teroson-Musik ertönt nun wieder.

Der Sprecher kündigt das dritte Beispiel „Abdichten“ an, an dem nun auch wieder die Mutter beteiligt ist. Sie sagt, sie hätte überhört, dass die beiden sich über das Auto unterhalten haben, die Stelle, an der die Mutter aus dem Gespräch ausgeschlossen wurde. Sie erzählt, dass der Vater vor einiger Zeit die Löcher für die Kabel am Autoradio mit „so einem klebrigen Knetgummi“ zugestopft habe, weil es ihr immer an den Beinen zog. Der Sohn macht sich daraufhin über ihre Bezeichnung des Stoffes als „Knetgummi“ lustig. Er richtet sich an den Vater: „Mutti meint sicher unser Terostat“. Der Vater lacht kurz und sagt, das Mittel heiße schließlich auch Terostat Knet-ab-dicht-masse. Er spricht den Produktnamen für seine Frau extra langsam aus. Er fragt sie schließlich, warum sie es anspricht. Sie antwortet ihm in einem vorwurfsvollen Ton, dass er vor einiger Zeit für die Kabel der Fernsehantenne ein Loch in den Fensterrahmen bohrte, durch das es immer noch im Haus zieht. Der Sohn schlägt vor, dass man dafür auch einfach Terostat verwenden könne und das Problem sei gelöst.021

„So einfach ist das“, unterbricht ihn der Sprecher und gibt mehr Details zu dem Produkt. Terostat sei ein dauerplastisches Abdichtungsmaterial und wegen seiner Kälte- und Hitzebeständigkeit für alle Abdichtungsarbeiten ideal. Dies war damit das letzte Beispiel auf der A-Seite der Werbeschallplatte.

Der Sprecher gibt den Zuhörern zum Schluss noch den Hinweis, dass die genannten Anwendungsbeispiele für die Teroson-Erzeugnisse aber damit noch nicht ausgeschöpft wären. Jeder Heimwerker könnte mit den Produkten neue Einsatzmöglichkeiten finden. Zudem lohne es sich immer, die Produkte vorher im Kleinen zu testen, damit man mit dem entsprechenden Mittel vertraut wird. Die Platte endet schließlich wieder mit dem Teroson-Werbesong. Die zweite Seite, wie bereits angesprochen, widmet sich nur Vater und Sohn.

Auch das letzte Beispiel zeigte das Rollenverständnis innerhalb der Familie deutlich. Die Frau ist mit den Namen der Handwerkerprodukte nicht vertraut und die männlichen Mitglieder der Familie machen sich über ihre Unkenntnis lustig. Der Sohn fragt stets seinen Vater um Rat und nicht seine Mutter. Auch versucht er, seinem Vater nachzueifern. Das Rollenverständnis, dass eine Frau keine Führungsqualitäten aufweist und sich im Bereich Handwerkerei nicht auskennt, wurde an die nächste Generation weitergegeben. Der Vater hebt sich als Oberhaupt immer mit einem belehrenden, leicht herablassendem Ton von der Familie ab. Männer zu dieser Zeit sollten also über ihren Frauen stehen und dies auch demonstrieren. Die Aufgabe der Mutter ist es, das Haus sauber und schön zu halten, weswegen sie sich hin und wieder ärgert, wenn ihr Mann mit seiner Handwerkerei Spuren hinterlässt. Wenn sie redet, gibt es in der Werbung zudem immer Hinweise auf Frauendomänen dieser Zeit, wie auf das Putzen oder Mode.

Wenn man sich die Hülle der Platte betrachtet, ist dort eine leicht bekleidete Frau zu sehen, die eine Dose Mo in der Hand hält. Mit den Reizen der Frau wird dieses Produkt also beworben, „Sex sells“ ist schließlich eine Weisheit der Werbeindustrie.[3] Es gibt jedoch den Hinweis, dass die Schallplatte neben der Firma Teroson auch von der Redaktion der Zeitschrift „Selbst ist der Mann“ zusammengestellt wurde. Also das Zielpublikum für Handwerks- und Autoprodukte sind hier eindeutig Männer. Durch die Dominanz des Vaters in der Werbung wird dem Zuhörer vermittelt, dass er den Mittelpunkt im Haushalt ausmacht. Männer in den sechziger Jahren sollten sich mit diesem Bild des Mannes als Ernährer also identifizieren.

Akustisch ist die Platte durch die Geräusche des Hauses, wie der quietschenden Tür gekennzeichnet. Dem Zuhörer sollen die Handwerksprobleme so deutlicher vermittelt und die Gespräche aufgelockert werden. Die Teroson-Werbemusik, die an Anfang und Ende, sowie zwischen den drei Beispielen eingespielt wird, formt den Rahmen der Handlung und soll den Widererkennungswert der Firma Teroson vermitteln.

geschrieben von: Elsa Venzmer

Fußnoten:

[1] Vgl. Teroson-Schallplattenkurs. Teroson Chemische Erzeugnisse 1960er (ohne Jahr). Köln: Tonpresse GmbH (Werbeschallplatte, Schallfolie, 33). In: Regensburger Archiv für Werbeforschung, Sammlung Spremberg, 300, URL: http://raw.uni-regensburg.de/details.php?r=11881.

[2] Vgl. Hermann Hoffmann (Teroson). Teroson Lackpflege (ohne Jahr, Kassette, CNE 11). In: Regensburger Archiv für Werbeforschung, Sammlung Spremberg, 505/6, URL: http://raw.uni-regensburg.de/details.php?r=12223.

[3] Vgl. Niemann (2006, S. 47).